Dass Kinder nichts oder wenig essen und viele Speisen verschmähen, kommt recht häufig vor. Wir Eltern machen uns dann Sorgen über die Entwicklung unserer Kinder. In der Folge entstehen regelrechte Machtkämpfe am Tisch und Sätze wie „Iss das, das ist gesund“, „Wenn du das Gemüse nicht isst, gibt es auch keine Nachspeise“, „Du musst essen, sonst kannst du nicht wachsen“ oder „Schau wieviel dein Bruder/deine Schwester isst, die wird viel stärker als du“ werden ausgesprochen. Damit entsteht nicht nur eine sehr strenge und unangenehme Atmosphäre am Tisch, sondern auch negative Glaubenssätze manifestieren sich in unseren Kindern, die langfristig ihr Essverhalten beeinflussen können. Essen sollte doch eigentlich mit etwas Positivem assoziiert werden. Mit Genuss. Mit Zusammenhalt. Mit Freude. Mit einem vollkommenen Gefühl im Bauch. Mit Verbundenheit. Jesper Juul bringt das recht gut auf den Punkt:
„Wer Regeln und Vitaminen mehr Bedeutung beimisst als den Menschen, die das Essen zu sich nehmen, und ihrem Verhältnis untereinander, verkennt den Aspekt der Geselligkeit und seinen Einfluss auf das Gelingen einer Mahlzeit.“
Jesper Juul
Wie viel soll mein Kind essen und trinken?
Wichtig ist zu wissen, dass jedes Kind einen individuellen Bedarf an Energie hat. Solange sich das Kind normal entwickelt, wächst und Gewicht zunimmt, bekommt es auch genug Nahrung. Wenn du hierbei unsicher bist, sprich mit eurem Kinderarzt darüber.
Für detailliertere Infos zu den Portionsgrößen und Mengen kann ich euch folgenden Folder sehr empfehlen:
Wie erkenne ich, ob mein Kind etwas wirklich nicht mag, oder ob es gerade etwas anders durchsetzen will?
Geschmäcker sind erlernbar. Deshalb ist es auch so wichtig, den Kindern bestimmte Lebensmittel immer wieder anzubieten, auch wenn sie sie anfangs nicht mögen. Es ist aber auch ganz natürlich, dass gewisse Speisen oder Lebensmittel gar nicht gemocht werden (hierbei spielen neben dem Geschmack auch oft Optik oder Konsistenz eine Rolle). Also zwinge dein Kind nicht, wenn es etwas gar nicht mag. Essen soll Spaß machen und Freude bereiten. Handelt es sich allerdings um fast alle Speisen, steckt etwas anderes dahinter. Probleme und Konflikte am Familientisch haben meist nichts mit dem Essen an sich zu tun, sondern sind ein Indikator dafür, wie sich jedes Familienmitglied fühlt. Meckern und Ablehnen der Speisen können also auch mit der Atmosphäre am Tisch zu tun haben. Kinder sind in der Regel sehr feinfühlig. Sie merken beispielsweise auch, wenn die Stimmung zwischen Mama und Papa schlecht ist und bringen dann mit dem Theater rund ums Essen ihren Unmut diesbezüglich zum Ausdruck. Es kann aber auch sein, dass irgendetwas in Kindergarten oder Schule passiert ist. Es kann also helfen, wenn die Kinder vor dem Essen erstmal Gelegenheit bekommen, darüber zu sprechen.
Etwaige Machtkämpfe ums Essen könnt ihr entschärfen, in dem ihr eine Liste erstellt, auf der jedes Familienmitglied drei bis fünf Lebensmittel abwählen darf (zb. Champignons, Paprika, Zucchini). Alle anderen Zutaten werden zumindest probiert. Das Kind kann sich als kompetent erleben, wenn seine Abneigungen respektiert werden und braucht keinen Machtkampf dafür. Ein eigenes Menü, wenn ein Gericht nicht schmeckt gibt es aber nicht. Wer nicht isst, was auf den Tisch kommt, bekommt ein Stück Butterbrot oder Obst. Wichtig ist hier, konsequent zu bleiben. Dann wissen unsere Kinder, dass wir es ernst meinen und überlegen bei der nächsten Mahlzeit, ob es sich wirklich lohnt.
Abschließend noch ein paar schnelle Tipps für schlechte Esser
- Feste Mahlzeiten einhalten, keine Zwischenmahlzeiten (gerade Süßigkeiten sind da bei älteren Kindern ein Thema)
- Kinder dürfen selbst entscheiden, wann sie satt sind (bei kleineren Kindern auf Signale achten wie Mund zupressen, Kopf wegdrehen)
- Mahlzeiten und Spielzeiten klar trennen. Keine Ablenkungen am Esstisch (Spielzeug, Tablets, Fernsehen)
- Bei kleineren Kindern: bekommt es noch ein Fläschchen? Wenn Kinder in der Nacht noch mehrere Fläschchen bekommen ist es naheliegend, dass sie tagsüber keinen Hunger haben. Hier empfiehlt es sich die Fläschchen zu reduzieren. Ich habe zb. dann immer heißes Wasser mit etwas Kuhmilch (sofern Kuhmilch altersgemäß schon möglich ist) gemischt.
- Was auch immer gut funktioniert: wenn die Kinder beim Kochen, schneiden, Gemüse waschen, etc. in der Küche mithelfen dürfen.
- Und auch ganz wesentlich, damit Kinder „gute“ Esser werden: Mamas sollten bereits in der Schwangerschaft so abwechslungsreich wie möglich essen. Die ungeborenen oder dann gestillten Babys kommen bereits über Fruchtwasser und Muttermilch mit unterschiedlichen Geschmäckern in Kontakt.
Da gibt es natürlich noch ganz viel mehr, wo man ansetzen kann. Wenn du mehr Infos wünscht, kannst du mich auch gerne via Mail oder Instagram kontaktieren. Gerne kannst du mir auch spezielle Fragen schicken, die ich in meiner Rubrik „Was tun, wenn…“ beantworten kann. Dranbleiben und Durchhaltevermögen lohnt sich auf jeden Fall – betrachte es als Investition für die Zukunft – als Investition in eure Gesundheit.
Weil Gesundheit wertvoll ist.
Deine Vera